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Die evangelisch-reformierte Kirche in Veldhausen
Von welcher Seite wir in das Dorf Veldhausen kommen, immer
grüßt der markante Turm der reformierten Kirche. Erst wenn wir näher ins Dorf
gelangen, tritt neben dem hohen, quadratischen Sandsteinturm mit seiner schönen
Ballustrade im Fischblasenmuster und seinem inwischen zum Wahrzeichen gewordenen
"Notdach" das Kirchengebäude in den Blick. Die Kirche - ebenfalls aus Bentheimer
Sandstein - ist ein einschiffiger gotischer Hallenbau. Sie ist in mehreren
Bauabschnitten errichtet worden.
Mit dem Bau ist nach 1411 begonnen
worden. Kirchenschiff und Chor wurden wahrscheinlich vor 1500 vollendet. 1822
ist an der Nordseite ein Querarm angebaut worden. Der Turm muss 1509 fertig
gewesen sein. In diesem Jahr sind 2 Glocken von Westerhues gegossen worden. Eine
dieser Glocken hat die Kriege überstanden und ist bis heute erhalten geblieben.
Beim Gang um die 1994 sehr schön restaurierte Kirche fallen an den südlichen
Stützpfeilern des Chores einige Inschriften aus den Jahren 1623 und 1651 auf.
Die alte Sonnenuhr mahnt zur eiligen Abkehr von den Sünden, während zwei
inschriften in Augenhöhe Christus als alleinige Säule, alleinigen Grund der
Kirche bekennen. Weiter sehen wir eine Fülle alter Steinmetzzeichen und
Jahreszahlen des Baus (nicht mehr genau zu entziffern) und der Renovierungen der
Kirche 1853. Im Bereich der Türen der Südseite sind eine Reihe sogenannter
"Pestschaben" eralten. Sie berichten von Not und Hilflosigkeit früherer
Generationen im Umgang mit der schrecklichen Krankheit. Man sprach dem
abgeschabten Sandstein der Kirche heilende Wirkung zu.
Betreten wir die
Kirche durch den Turm, gewinnen wir noch beinahe unverstellt den Eindruck der
gotischen Hallenkirche. Sie weist zwar nur noch wenig Zeugnisse ihrer ersten
Zeit auf, doch beeindruckt sie durch ihre klare, schlichte Architektur. Von
ihrem Ursprung her sind die weideraufgefrischten und ergänzten Buketttmalereien
um die Gewölbeschlusssteine (Lebensbäume) beachtenswert. Ein Schlussstein (in
der Nähe der Orgel) lässt ein Gesicht erkennen. Die innere Gestaltung der Kirche
bezeugt ihre lange reformierte Geschichte.
Um die Sandsteinkanzel aus dem
17. Jahrhundert gruppieren sich die Bänke nach drei Seitenhin. Mittelpunkt der
Kirche ist die Kanzel, der Predigtstuhl, weil Mitte des reformierten
Gottesdienstes die Verkündigung des Evangeliums ist. Vor der Kanzel ist vor
einigen Jahren der alte Taufstein aufgestellt worden, nachdem er lange Jahre im
Garten eines Pfarrhauses fast vergraben war. 'Die schlichte Form seines
Sandsteinbeckens deutet auf en höheres Alter als das der Kirche hin. Leider
blieb sein Sockel unauffindbar. An alten Gegenständen sind in der Kirche nur
noch die beiden Kronleuchter mit Amsterdamer Wappen und Reste des alten Gestühls
im Chor (1637) und als Ballustrade der Empore im nördlichen Anbau zu sehen.
Juwel der Veldhausener Kirche ist ihre Orgel. Sie wurde 1793 von dem Orgelbauer
Courtain im französischen Stil gebaut. Nach einer gründlichen Erforschung ihrer
ursprünglichen Disposition und sorgfältiger Renovierung durch die Orgelbaufirma
Verschueren aus Holland Ende der 80er Jahre ist sie heute das einzige
originalgetreue Instrument dieses Orgelbauers im deutschen Raum.
Manche
alte Übung hat sich um die Veldhausener Kirche erhalten. So wird - wie sicher
fast überall - dreimal am Tag geläutet, morgens um 7.00 Uhr, mittags um 12.00
Uhr, abends um 21.00 Uhr. Nicht die Tageszeit sollen die Glocken ansagen, sie
rufen die Gemeinde zum Gebet. Samstags um 18.00 Uhr läuten die Glocken den
Sonntag ein und rufen am Sonntag zum Gottesdienst, wie sie auch die Gemeinde zu
Gottesdiensten in der Woche, bei Trauungen und Beerdigungen etwa, einladen.
Stirbt ein Gemeindeglied schlagen morgens um 8.30 Uhr die Glocken an, wohl um
die ganze Gemeinde Anteil nehmen zu lassen an der Trauer einzelner
Gemeindeglieder bzw. Familien. Die Glocken zeigen an, ob ein Kind gestorben ist
- sie schlagen dreimal an -, eine Frau - sie schlagen zweimal an -, oder ein
Mann - sie schlagen einmal an. Die drei Glocken der Kirche tragen folgende
Inschriften: Die große Glocke: gegossen 1949 von Gebr. Rincker Sinn "Der Herr
soll Herr über euch sein". Die mittlere Glocke: gegossen 1509 von Wolter
Westerhues, umgegossen 1949 von Gebr. Rincker Sinn "Allein Gott in der Höh sei
Ehr". Die kleine Glocke: gegossen im Jahre 1839 von J.B. Bubous "vivos voco,
mortuos plango, fulgura frango" (übersetzt: Die Lebenden rufe ich, die Toten
beklage ich, die Blitze breche ich). Die Inschrift auf dem Mantel der Glocke
latutet: "Uit gevoel tot dankbarheid aan God is tot het omgegen dezer klok door
Jan Harm Raben en Berndina Raben drie hondert gulden gegeven".
Um
Weihnachten und zum Jahreswechsel pflegen die jungen Leute des Dorfes den alten
Brauch des "Beierns" (die Glocken werden mit der Hand angeschlagen). Bei der
Außenrenovierung der Kirche 1994 wurde eine alte, gut erhaltene Grabplatte der
Familie von Stampa aus dem Jahre 1716 zu Tage gefördert. Sie hat ihren Platz im
Innern des Turmes gefunden.
Die Veldhausener reformierte Kirche bietet
viele interessante Einblicke in die Geschichte der Gemeinde. Ihr eigentlicher
Sinn und ihre Würde wird bleiben, Ort des Gottesdienstes und Mitte der Gemeinde
zu sein.
Bernhard Roth
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©Ev.-ref. Kirchengemeinde Veldhausen • Lingener
Str. 2 • 49828 Veldhausen |
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